Auszug aus >kochanie ich habe brot gekauft<

Uljana Wolf

kochanie ich habe brot gekauft

so bildet die fremde
gespräche aus

ich erkenne sie 
mit warmem rücken

mit geschlossenen augen
in einem doppelbett

noch immer ohne muster
ohne richtige antwort

nur die gewöhnung
an berg und tal

wie sich was
zu hälften fügt

auf einer übersetzbaren
matratze





die verschiebung des mundes

gegen vier uhr morgens
beobachte ich
die verschiebung des mundes

das haus schließt
nach dem letzten
gähnenden windstoß
die lippen schmal wie lider

dagegen öffnet seinen rachen
der himmel : ein hellblau
nahe am gaumenzapfen
über den dunkel gespannten
zungenbögen der wälder

aus dem dunstigen mund
entspinnt sich regen lang
anhaltender atem : wie über
die wimpern des schlafenden
hinsprechend





holzfäller

der hatte nachts          hat arme
ganze pfade unterholz die adern
wuchern halb im dunkeln fort

der hatte nachts          hat hände
fängen ähnlich hat ach hecken
ausgezehrt von beerenrot zu not

der hatte nachts          hat äxte
stoß und schaftgeschwader roh
geschwungen schwer gerodet der

hat arme hände äxte
ächzend späne ausgezählt
fasernackt geackert nein

der hat gehackert





gästezimmer

                         die Welt ist so klein
                         die Welt hat nur zwei Etagen
                                        – Halina Poświatowska


schließ mich ein liebe ins gebet
in die zwei etagen dieser welt
ins bewohnen wollen der stimme

wenn sich stufe um stufe
der gast einschleicht

in unsern mund
in unser zimmer
mit der kirschroten tür

schließ mich ein liebe
wohin sich die frauen schließen
wohin die frauen sprechen

wenn sich strophe für strophe
der gast besser auskennt

in unserm mund
in unserm zimmer
mit der kirschroten tür





brüderchen & schwesterchen

in den zeiten
vor dem jäger

war dein rücken
mein einziges lager

jeden durst vergab
dir mein mund

solang du
nur bliebst

ach brüderchen
wüstes tier

was ist gegen die quellen
mein murmeln

kommt das horngetrümmer
den wald entlang

trägst du
dein stummes fell

dem jäger voran





wie das murmelchen ins gedicht kam
an ein gedicht von roman honet

                         (Ich spreche zu dir, Schwester!) . . .
                         Murmelchen, ich bitte dich –
                                   steh auf
                                        – Roman Honet


dieses haus
fängt bei den zähnen an

wenn der bruder spricht
sind seine lippen zäune

nur die schwester
auf dem gartenweg

hält ein springseil
in atem:

ich heiße murmelchen
ich bin aufgewachsen

mit diesem grenzhandel
an der sprache